Jahresbericht 2017
Kulturen erlernen | Editorial
Wenn in der Öffentlichkeit über das Thema Integration debattiert wird, kommt oftmals die fremde Kultur gleichgesetzt mit der fremden Religion zur Sprache und gilt häufig mit der hiesigen Kultur und den hiesigen Werten als unvereinbar, als Integrationshindernis. Ich frage mich dann jeweils, was ich persönlich als fremd empfinde. Ich bin Muslimin, in der Türkei geboren, verheiratet mit einem katholischen Schweizer, unsere beiden Kinder sind getauft. Die Patin unserer Tochter hat einen jüdischen Vater. Einen Menschen aufgrund der Herkunft oder Konfession als fremd zu empfinden, ist mir fremd. Ich freue mich stets, neue Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen. Ihre Lebensgeschichten bereichern mein Wissen über unsere Welt. Eine Sprache zu hören, deren Worte ich nicht entschlüsseln kann, fasziniert mich. Immer wieder entdecke ich bei solchen Begegnungen sehr viele Gemeinsamkeiten, vergleichbare Wertvorstellungen.
In der Regel ist die fremde Kultur kein Integrationshindernis. Um das zu erkennen, braucht es jedoch Offenheit ihr gegenüber.
In der Regel ist die fremde Kultur kein Integrationshindernis. Um das zu erkennen, braucht es jedoch Offenheit ihr gegenüber.
Und genau dies, die Förderung der Offenheit gegenüber anderen Kulturen als Bestandteil des Integrationsprozesses, ist eines der Hauptanliegen des Z5. Die Angebote des Z5 zeigen auf, in welch unterschiedlichen Bereichen auf vielfältige Weise die Integrationsarbeit geleistet werden kann. Es gibt Einblicke in die schweizerische Arbeitskultur, internationale Buffets bringen andere Esskulturen auf den Tisch, Informationsanlässe thematisieren Integrationsperspektiven, Sprachkurse und Sprachtandems vermitteln Kommunikationskultur. Vor allem aber schafft es Raum für wiederkehrende Begegnungen, gemeinsame Feste, für Austausch, für Integration.
Jahresbericht 2017, pdf [4MB]
Der vorliegende Jahresbericht unter dem Titel «Kulturen erlernen» gibt nur einen kleinen Teil der vielschichtigen und wichtigen Integrationsarbeit des Z5 und seiner NutzerInnen wieder.
Rahime Kasim-Dittli